Die bewegte Geschichte der Stadt Eger
Zu allen Zeiten war Eger die böhmische Stadt, in der große geschichtliche Ereignisse stattfanden. So war das Egerland Martin Luthers Reformation nicht sehr zugänglich. Es kam ständig zu Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten. Während das Vogtland schon 1527 die neue Glaubenslehre annahm, trug in Eger die Reformation erst in den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts Früchte. Die erste evangelische Predigt wurde am 19. November 1564 gehalten.
Mit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 war das Städtchen ein Schauplatz der Kriegseinwirkungen. Belagerung, Brandstiftung, Pest und nicht zuletzt die Ausrottung des Protestantismus waren negative Erscheinungen des Krieges. In den Jahren 1628/29 wurden die protestantischen Prädikanten und Schulmeister aus ihren Ämtern enthoben und katholische Bürgermeister und Räte eingesetzt. Für die Bevölkerung gab es nur eine Alternative, entweder katholisch werden oder auswandern.
Nach einiger Zeit besetzte ein sächsischer Korps Eger, und viele Emigranten kehrten zurück. Doch bereits 1632 zogen sich die Sachsen vor dem kaiserlichen General Holk zurück. Im Jahr 1634 erschien der berühmte Feldherr Wallenstein in Eger, der mit aller Härte gegen die Protestanten vorging. Die Ermordung Wallensteins in der Nacht zum 24. Februar 1634 durch den Wachtmeister Devetoux im Stadthaus war der grausige Höhepunkt dieser Zeit. Nach dem dreißigjährigen Krieg war Eger zum großen Teil zerstört, und nur noch gut 500 Bürger wohnten in den Ruinen der Stadt. Auch in der Folgezeit hatte Eger durch die unablässigen Truppendurchzüge aus Böhmen nach Norden zu leiden.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam es allmählich wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Ein großer Brand 1809 zerstörte so manches historische Bauwerk. Dem Feuer fielen 140 Häuser zum Opfer, so unter anderem auch die Erzdekanale, die Michaeli-Kirche und die Kreuzherrenkirche.
Im 19. Jahrhundert nahm die Bautätigkeit enorm zu. Es entstanden das Schützenhaus 1828, das Stadtgymnasium 1829, eine Kaserne 1839, der Bahnhof 1864, die Gasanstalt 1865 und das Theater 1874. Im Laufe dieser Zeit fanden auch moderne Errungenschaften in Eger Einzug. Eine Wasserleitung wurde im Jahre 1861 gebaut, Gas und elektrisches Licht gehörten zum Fortschritt der Stadt. In der Nachkriegszeit litt Eger an der gewaltsamen Aussiedlung der deutschen Bevölkerung. Die neuen Einwohner hatten keine Beziehung zur Stadt und dies machte sich im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben bemerkbar.
Nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur wandelte sich das Bild der etwa 31.000 Einwohner zählenden Stadt. Die Bevölkerung lernte schnell über ihr Schicksal selbst zu entscheiden und gute nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen. Bürgermeister a.D. Hans Köhler regte 1990 in der Patenschaftsratssitzung an, mit der Stadt Kontakt aufzunehmen. Er vertrat die Auffassung, dass der Stadt Wendlingen am Neckar als Patenstadt für die Egerländer in Baden-Württemberg eine zentrale Rolle bei der deutsch-tschechischen Aussöhnung zukommt. Noch im selben Jahr nahm eine Delegation mit Bürgermeister a.D. Josef Kuja an der Spitze und 50 jugendliche Musiker und Majoretten des Jugendblasorchesters Eger am Vinzenzifest teil. Im selben Jahr trafen sich, auf Einladung von Egers Bürgermeister a.D. Josef Kuja, die Stadtoberhäupter von Amberg, Marktredwitz und Wendlingen am Neckar zusammen mit den Vertretern der Heimatvertriebenen in Eger. Dabei legte Bürgermeister a.D. Josef Kuja einen Partnerschafts-vertrag vor, der das Miteinander der Städte regeln sollte. Dieses Vorhaben kam aber nicht zum Tragen, da es nach Ansicht der beteiligten deutschen Bürgermeister zu früh für einen derartigen Schritt war. Wenige Wochen später übernahm nach den Kommunalwahlen Frantisek Linda das Amt des Bürgermeisters von Eger. Von Beginn seiner Amtszeit an war er bestrebt, die Kontakte mit Wendlingen am Neckar zu pflegen. Mit einer Studienreise des Robert-Bosch-Gymnasiums und einem Konzert des Jugendchors St. Kolumban begann im Jahr 1991 ein Austauschprogramm, das bis heute von den Schulen, Vereinen und Parteien fortgeführt wird. Ein weiterer Höhepunkt im kulturellen Austausch war die Konzertreise der Musikschule und des Jugendchors St. Kolumban 1997 mit dem vielbeachteten Konzert in der Kirche St. Klara.
Anlässlich des EU-Beitritts der Tschechischen Republik veranstaltete die Stadt Eger im Juli 2004 das Festival Internationaler Jugendblasorchester zu dem es jeweils einen Teilnehmer aus jedem Land der Europäischen Union präsentierte. Das gemeinsame Jugendorchester der Musikvereine Wendlingen und Unterboihingen nahm als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland an diesem Festival teil. Die insgesamt 29 Festivalteilnehmer, 24 aus verschiedenen europäischen Mitgliedsstaaten, vier Orchester aus Tschechien und eine Gruppe aus der russischen Partnerstadt Chebs, machten das Wochenende in der Patenstadt für die Wendlinger Teilnehmer zu einem multikulturellen Erlebnis.
Im Mai 2006 gab es eine weitere Premiere: die erste grenzüberschreitende Gartenschau zwischen Eger auf tschechischer Seite und dem deutschen Marktredwitz. Gemeinsame Vergangenheit und spannende historische Meilensteine, das verbindet die beiden Städte Marktredwitz und Eger.
Die bayerisch-böhmischen Wurzeln wirken in der Gegenwart, auch wenn die beiden Städte durch den eisernen Vorhang lange getrennt waren. Heute stehen die Gemeinsamkeiten ganz und gar im Vordergrund.
Verkehrswege werden gemeinsam genutzt. Die landschaftlichen Reize von Frankenwald, Fichtelgebirge, Steinwald, Erzgebirge und Böhmerwald sind Anziehungspunkte vieler Naturfreunde. Die "Grenzenlose Gartenschau 2006" Marktredwitz - Eger war ein europäisches Projekt und ist ein Symbol für die EU-Osterweiterung.